Es ist für manche Autor*innen sicher eine schöne Vorstellung: Einfach das fertige Romanmanuskript einer KI vorlegen und auf Knopfdruck einen optimierten Text zurückbekommen.
Bisher gibt es keine KI, die komplette Romane überarbeitet, zumindest nicht, dass ich es wüsste. Es gibt aber bereits Tools, die Spannungskurven und die Stimmung von Texten analysieren. Daher beschäftigt mich natürlich die Frage, ob eine KI bei der Überarbeitung eines Romans genauso gut helfen könnte, wie ich es als Lektorin kann. Kurze Antwort: Ich glaube nicht. Lange Antwort: Lies selbst. Hier sind drei Gründe, warum ich der Überzeugung bin, dass KI ein Lektorat nicht ersetzen kann.
Die Inhalte dieses Blogartikels:
1. Nachvollziehbarkeit
Stellen wir uns einmal vor, die KI der Wahl spuckt ein Ergebnis aus. Das könnte ein Urteil über die Qualität sein, eine Aussage über die Schwächen in der Dramaturgie, ein Vorschlag zur Optimierung der Stimmung einer Szene, vielleicht sogar ein komplett verbesserter Text. Und jetzt? Nimmst du einfach hin, was die KI sagt?
Um einschätzen zu können, ob die vorliegenden Hinweise wirklich zu einem besseren Text führen, ist es wichtig nachvollziehen können, wie diese Beurteilung zustande kommt. Was sind beispielsweise die Vergleichsmaßstäbe, an denen dein Text gemessen wurde? Immerhin wird heutzutage anders geschrieben und gelesen als vor 100 Jahren. Und wurde auch das Genre berücksichtigt, in dem du schreibst? Die Zielgruppe, für die du schreibst?
Ganz wichtig ist diese Nachvollziehbarkeit auch, um überhaupt sinnvoll überarbeiten zu können. Schwachstellen lassen sich nur sinnvoll auflösen, wenn du verstehst, warum es Schwachstellen sind. Nur durch dieses Verständnis ist es möglich, eine passende Gegenmaßnahme zu identifizieren bzw. nachzuvollziehen, ob die vorgeschlagene Änderung sinnvoll ist.
Daher kennzeichnet ein gutes Lektorat auch, dass erklärt wird, warum bestimmte Aspekte nicht funktionieren bzw. nicht zum Genre oder der Erwartungshaltung der zu erwartenden Zielgruppe passen. Erst dann werden Lösungsvorschläge angeboten. Und diese Vorschläge sind individuell – noch etwas, was die KI nicht kann.
2. Individualität
Eine KI wird dir Vorschläge machen, die sich aus Mustern und Strukturen ableiten, mit denen sie trainiert wurde. Dabei ist kein Raum für Individualität. Eine Lektorin weiß dagegen im Idealfall genau, was deine Ziele, Pläne und Wünsche rund um dein Buch sind. Es macht beispielsweise einen Unterschied, ob du dich mit deinem Roman künstlerisch verwirklichen oder möglichst viel Geld verdienen möchtest.
Mit einer Lektorin kannst du in den Austausch darüber gehen, ob das, was du dir gedacht hast, funktioniert, oder welche alternativen Lösungen es gibt. Ihr könnt gemeinsam die Vor- und Nachteile abwägen, die bestimmte Maßnahmen mit sich bringen – immer im Hinblick auf deine Ziele. Dadurch wird dich deine Lektorin in die Lage versetzen, die für dich und dein Buch besten Entscheidungen zu treffen.
Außerdem wird das Feedback einer Lektorin immer individueller als das einer KI sein können, weil es auch die Emotionen aus Lesersicht mit reinbringt. Sie wird dir sagen können, welche Figuren ihr besonders gut gefallen haben und welche nicht, an welchen Stellen sie gelacht und geweint und wo sie sich gelangweilt hat. Das alles sind wertvolle Impulse, die eine KI nicht geben kann. Womit wir auch beim dritten Punkt wären.
3. Empathie
So wie sich eine Lektorin emotional auf den Text einlässt und dir seine Wirkung widerspiegelt, kann sie dir im Anschluss auch mit Empathie begegnen und das Feedback so gestalten, wie es für dich gut zu handhaben ist. Sie versteht nämlich, dass Kritik am eigenen Text schmerzhaft sein kann, und wird dir helfen, damit umzugehen. Sie wird dich aber auch ermutigen und motivieren können, an deinem Text zu arbeiten, und dir all die guten Dinge aufzeigen, die bereits vorhanden sind.
Das Lektorat profitiert in höchstem Maße von dem Austausch zwischen den daran beteiligten Personen. Dadurch entstehen Lerneffekte und Wachstumsmöglichkeiten, Inspiration und Motivation, vor allem aber auch Verbundenheit. Und wie wäre das alles möglich ohne Empathie?
Nur du kannst deine Geschichte erzählen.
Ich helfe dir dabei, die bestmögliche Version zu Papier zu bringen.